Scheitern im Studium



Studienabbruch oder Fachwechsel sind an deutschen Hochschulen eher die Regel als die Ausnahme. Zeitverlust und Frustration sind oft die Folge. Dabei gibt es zahlreiche Beratungsangebote für studierwillige Abiturienten.

Angesichts hoher Zahlen von Studienabbrechern hat die Chefin der Rostocker Arbeitsagentur, Anke Diettrich, die angehenden Abiturienten zu einer eingehenden Beschäftigung mit dem angestrebten Studium aufgefordert. „Auch wenn ein Studienabbruch bei Weitem nicht das Ende der Berufslaufbahn bedeutet, tragen gute Vorbereitungen dazu bei, Zeitverluste in der beruflichen Karriere zu vermeiden", sagte Diettrich. Die häufigsten Gründe für Abbrüche der Ausbildung seien Leistungsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten und nachlassende Studienmotivation.

Klar sei aber auch: „Es gibt nur noch wenige gerade verlaufende Karrieren von der Schule über die Ausbildung hinein in den Berufsalltag." Genaue Angaben über Studienabbrüche gibt es nicht, bei der Exmatrikulation müssen keine Gründe genannt werden. Diese reichten von Fachrichtungs- und Hochschulwechsel, bis hin zu Berufs- und arbeitsmarktbezogenen, privaten oder finanziellen Grün-den, erläutert die Sprecherin der Universität Rostock, Jana Powil-leit. Masterstudiengänge kämen auf eine Abbrecherquote von rund 11 %. Deutlich höher liege sie bei Bachelorstudiengängen mit 28 %.
„Auch wenn wir diese Bildungsverläufe nicht individuell nachverfolgen, gehen wir davon aus, dass von einem Anfängerjahrgang rund 60 % einen Abschluss machen -nur eben nicht unbedingt in der ursprünglich gewählten Studienrichtung." Ähnlich ist die Einschätzung des Deutschen Zentrums für Hoch-schul- und Wissenschaftsforschung.

Danach scheitert jeder Dritte an Unis und jeder Vierte an Fachhochschulen, bei Berücksichtigung der schwierigen Erfassung. Allerdings liege die Abbrecherquote gerade in den am Arbeitsmarkt begehrten Technikfächern sehr hoch: im Bauingenieurwesen bei 51 %, in Mathematik immerhin noch bei 47 %. „Die Arbeitsagenturen sind da-rauf vorbereitet, Abiturienten bei der Wahl ihres Studiums zu beraten", sagt Diettrich.

Bei Studierenden führen Überforderung und Finanzprobleme häufig dazu, dass junge Leute ihr Studium abbrechen. könnten sich Schüler in den Agenturen eingehend über die Anforderungen eines Studienganges erkundigen. Berufsberater gingen an die Schulen, auch Hochschulen und Studentenorganisationen hätten Angebote. Diettrich rät nicht dazu, sich bei der Studienwahl ausschließlich an aktuellen Tendenzen des Arbeitsmarktes zu orientieren. „Ich bin davon überzeugt, dass es wenig sinnvoll ist, etwas zu studieren, was man nicht mag", so Diettrich. „Die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, wer für etwas brennt und in seinem Fach gut ist."

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