Eigenverantwortung


Fach- und Führungskräfte mit akademischer Qualifikation entwickeln ihre Kompetenzen in Eigenregie weiter und verlassen sich hierbei nicht auf ihren Arbeitgeber. So sagen zwei von drei Wissensarbeitern (62 %), dass Sie selbst dafür verantwortlich seien, in ihre Kompetenz zu investieren.
Umgekehrt sehen dies 65 % der Führungskräfte aus der Sicht des Unternehmens genauso. In dieses Bild passt, dass sich 64 % der Befragten selbst um ihre Weiterbildung kümmern. Dies ergibt die aktuelle Wissensarbeiterstudie der Gesellschaft für Wissensmanagement. 

Als „Wissensarbeiter" definieren sie Angestellte mit einem Hochschul- oder Universitätsabschluss, wobei mit 53 % die technischen Fachrichtungen gegenüber den geisteswissenschaftlichen und kauümännischen Studienfächern (ins-gesamt 47 %) etwas stärker vertreten sind. Etwa die Hälfte der Befragten sind hoch qualifizierte Fachkräfte ohne Führungsverantwortung. Befragte mit technischen oder naturwissenschaftlichen Abschlüssen unterscheiden sich in ihren Antworten zu diesen Aspekten kaum von den anderen Teilnehmern. 

Allerdings stimmen mit 68 % überdurchschnittlich viele Befragte aus diesen Fachrichtungen der Aussage zu, es sei ihre eigene Aufgabe, sich um geeignete Weiterbildungen zu kümmern. Weitere empirische Ergebnisse bestätigen den Grundtenor der Studie. 59 % der Wissensarbeiter entwickeln ihre Themengebiete in der Freizeit weiter und fast die Hälfte der Befragten (46 %) investiert auf eigene Kosten in ihre Weiterbildung. Immerhin geht die Mehrzahl der Fach- und Führungskräfte noch nicht so weit, Lernen und Vernetzen als reine Freizeitangelegenheit zu betrachten. Dennoch befürworten 42 % der befragten Führungskräfte und drei von zehn der befragten Fachkräfte diese Auslegung. 

Von den Führungskräften in der Industrie sind immerhin 61 % der Meinung, die Suche nach Weiterbildungs- und Vernetzungsangeboten sei Sache der Mitarbeiter. Die breite Mehrheit der Befragten (79 % der Führungskräfte und 68 % der Wissensarbeiter) ist sich einig, dass die Digitalisierung den Grad der Spezialisierung weiter erhöht. Uneins sind sich die beiden Gruppen aber bei der Frage, in wie weit die Digitalisierung die Wissensarbeit verändert. So gehen 57 % der befragten Führungskräfte davon aus, dass sich die Wissensarbeit im Zuge der technischen Entwicklung signifikant ändert.

Fast die Hälfte der Befragten investiert auf eigene Kosten in ihre Weiterbildung.
verändern oder ganz obsolet werden wird. 71 % der Wissensarbeiter glauben hingegen, ihre Tätigkeit werde von Automatisierung und der Entwicklung künstlicher Intelligenz mehr oder minder unberührt bleiben. Die Studienautoren kritisieren das Rollenverständnis der Führungskräfte angesichts der aktuellen Herausforderungen: Sie fühlten sich vielfach in den Organisationsschemata gefangen und nähmen sich zu wenig Zeit, ihre Mitarbeiter zu fördern. Führungskräfte sollten jedoch im zunehmend agilen Umfeld notfalls den Mut aufbringen, Aufträge abzulehnen, um Zeit für ihre Mitarbeiter zu gewinnen. 

Künftig geht es nicht mehr um fachliche Expertise. Diese wandert in Richtung Automatisierung und künstliche Intelligenz. Stattdessen zeichnen mentale und soziale sowie konzeptionelle Kompetenzen die Wissensarbeit der Zukunft aus. 

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