Wir lernen ein Leben lang!


Der Begriff „Lebenslanges Lernen“ gilt als euphemistisch angesichts einer im EU-Durchschnitt äußerst bescheidenen Weiterbildungsbeteiligung von etwa einer Woche pro Jahr - Vollzeitstudierende über 25 eingeschlossen.
Das verdeutlicht der folgende empirische Befund: So waren „2012 in der EU 9,0 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in einem Zeitraum von vier Wochen am Lebenslangen Lernen beteiligt. Die selbstgesetzte Zielmarke von 15 Prozent ist damit noch weit entfernt. Die Teilnahmequote hat sich zwischen 2005 und 2011 von 9,5 auf 8,8 Prozent verringert.“Zugenommen hat nur das Lernen am Arbeitsplatz; andere Lernorte spielen eine geringe Rolle.

Ernst Kistler warf im November 2009 deutschen Unternehmen vor, sie seien in Sachen Weiterbildung ihres Personals nicht aktiv genug. Deshalb sei ein gesetzlich verbriefter Weiterbildungsanspruch von Arbeitnehmern unverzichtbar, zumal „im Trubel der Leistungsverdichtung und Entgrenzung von Arbeit“ in der Betriebspraxis entsprechende Wünsche oft ins Leere liefen.

Bereits 2001 kritisierte Werner Lensing, dass hohe Streuverluste und mangelnde Verwertungsmöglichkeiten der institutionalisierten Weiterbildung dazu führten, dass „mindestens fünfzig Prozent der traditionellen Weiterbildungsmaßnahmen nicht die in sie gesetzten Erwartungen auf Realisierung der angestrebten Veränderungen erfüllen.“ Hinzu kämen Verunsicherung, Enttäuschung und Demotivation bei solchen Teilnehmern, die trotz hohen persönlichen Engagements keinen durchgreifenden Lernerfolg verzeichneten. 

Dass viele frisch von der Hochschule kommende Akademiker in Betrieben Trainee-Programme durchlaufen müssten, um für die Firmen voll verwertbar zu sein, ist für Lensing ein Indiz dafür, dass der Staat als Organisator von Bildungsprozessen oft weniger geeignet sei als Institutionen bzw. Prozesse des nicht-formalen oder des informellen Lernens.

Die European Association for the Education of Adults, ein Dachverband europäischer Erwachsenenbildungseinrichtungen, fordert, dass Älteren der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung erleichtert werden solle. Lernen im Alter dürfe kein Privileg einer gut ausgebildeten Minderheit bleiben. Bildungseinrichtungen müssten mehr Lern- und Beratungsangebote bereitstellen, die an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst seien. 

In diesem Zusammenhang seien ebenso die Unternehmen gefragt, die das Lernen in jeder Altersstufe unterstützen sollten. Die Politik sollte überdies sicherstellen, dass sozial benachteiligte ältere Menschen Bildungsmöglichkeiten erhielten.

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