Sind Ganztagsschulen Mist?


Das Ganztagsschulprogramm des Bundes, das Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB) der Regierung Gerhard Schröders, galt als erfolgreich, allerdings übte der Bundesrechnungshof massiv Kritik aufgrund angeblichen Missbrauchs der vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel. 2002 hatte Schröder vor der Wahl versprochen, vier Milliarden Euro in den Aufbau von rund 10.000 Ganztagsschulen zu investieren.
Unterstützung durch die Bundesländer war zögerlich. Später kritisierte Schröder in seiner Regierungserklärung vom 17. März 2005 den Umgang mit dem Geld im Vermittlungsausschuss; Kritiker stellen heraus, das Geld sei genutzt worden, um das hergebrachte System zu stärken, nicht aber zum Nutzen von Kindern und Jugendlichen.Schließlich verunmöglichte die Föderalismusreform der Bundesregierung, ein erneutes Ganztagsschulprogramm vorzulegen.

Die Anzahl der Befürworter von Ganztagsschulen steigt in Deutschland. Es gibt etwa 16488 Ganztagsschulen [Stand:2014], vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Der Anteil der Schüler bundesweit, die in einer Ganztagsschule sind, nahm von 9,8 % im Schuljahr 2002/2003 auf 39,3 % im Schuljahr 2015/1016 zu.

Die Verbreitung dieser Ganztagsschulen schritt ab dem IZBB-Förderprogramm des Bundes explosionsartig voran, was auf die Ergebnisse für Deutschland der letzten PISA-Studien zurückzuführen sein dürfte. Im April 2011 legte die SPD einen Stufenplan zum Ausbau der Kinderbetreuung vor. Er soll 23 Milliarden Euro kosten.

Auch die Zahl der Ganztagskindergärten hat zugenommen.
Die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) hat im Oktober 2003 den Begriff „Ganztagsschule“ neu definiert. Danach handelt es sich um Schulen im Primar- oder Sekundarbereich I, die über den vormittäglichen Unterricht hinaus an mindestens drei Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot haben, das täglich mindestens sieben Zeitstunden umfasst. Alle Formen der Ganztagsschule (Ganztagsschule in voll gebundener, teilweise gebundener, halboffener oder offener Form) haben gemeinsam, dass an allen Tagen des Ganztagsbetriebs ein Mittagessen bereitgestellt wird und dass die Organisation aller Angebote durch die Schule oder in enger Kooperation mit der Schule erfolgt. In Deutschland besteht kein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz.

2013 forderten einzelne Politiker unterschiedlicher Parteien, insbesondere der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl, einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule.
Ein flächendeckender Ausbau der gebundenen Ganztagsschule, in der die Teilnahme am ganztägigen Unterricht für alle Schüler verbindlich ist und die nur von 13 % aller Schüler (Stand: 2012) besucht wird, würde die Länder laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bundesweit 9,4 Milliarden Euro kosten.

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